Was macht ein Gesundheitsamt?

Beschreibung

Der Öffentliche Gesundheitsdienst umfasst Einrichtungen der Gesundheitsverwaltung auf Bundes-, Länder- und kommunaler Ebene (Bundesbehörden, Ministerien, Landesbehörden). In Baden-Württemberg gehören das Sozialministerium, das Landesgesundheitsamt (das zum Sozialministerium gehört), das Regierungspräsidium sowie die Gesundheitsämter dazu. Ziele der Arbeit des Öffentlichen Gesundheitsdienstes sind die Förderung und der Schutz der Gesundheit der Bevölkerung.

Kernaufgaben

Kernaufgaben nach dem Gesetz über den öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGDG) und anderen Gesetzen:

  • Gesundheitsschutz, insbesondere Infektionsschutz und Hygiene
  • Gesundheitsplanung (inkl. Kommunaler Gesundheitskonferenz) und Gesundheitsberichterstattung
  • Gesundheitsförderung und Prävention
  • Gesundheitshilfen für Kinder und Jugendliche, Erwachsene und besondere Personengruppen
  • Speziell in Tübingen zusätzlich die Heilpraktikerüberprüfung, die Stelle des kommunalen Suchtbeauftragten, ordnungsrechtliche Aufgaben der Heimaufsicht, des Friedhofswesens und des Psychisch-Kranken-Hilfe-Gesetzes

Aufgabenbereiche

Konkrete Aufgaben in den einzelnen Bereichen:

Infektions- und Gesundheitsschutz

  • Überwachung der Hygiene von Krankenhäusern, Arztpraxen, ambulanten heilberuflichen Einrichtungen, Pflegeheimen, Gemeinschaftseinrichtungen (Kindergärten, Schulen), Sammelunterkünften (z.B. Flüchtlingsunterkünfte), Kosmetikstudios, Tätowierstudios, Piercingstudios etc. sowie Beratungen im Bereich multiresistenter Erreger
  • Zusammenarbeit mit der Lebensmittelüberwachung bei lebensmittelbedingten Ausbrüchen von Infektionskrankheiten
  • Bearbeitung von Meldungen über meldepflichtigen Erkrankungen/Erreger (darunter auch Erkrankungen, denen durch eine Impfung vorgebeugt werden kann)
  • Impfberatung
  • Kontrolle der Einhaltung des Masernschutzgesetzes
  • Beratung über sexuell übertragbare Erkrankungen inkl. HIV sowie Angebot von Testungen
  • Überwachung der Trink- und Badewasserqualität sowie Badegewässer
  • Umweltbezogene Beratungen mit dem Fokus auf die gesundheitlichen Auswirkungen (Klimawandel)
  • Stellungnahmen zu Baugesuchen aus gesundheitlicher Sicht
  • Bei Geflüchteten in der Erstaufnahme: Medizinische Inaugenscheinnahme zum Ausschluss von relevanten Infektionskrankheiten insbesondere Tuberkulose
  • Tuberkulosefürsorge

Gesundheitsplanung / Kommunale Gesundheitskonferenz (KGK)

Bedarfsanalyse und Vernetzung der verschiedenen Akteure im Gesundheitsbereich. Dies erfolgt über die Gesundheitskonferenz als Verbund von Akteuren aus den Bereichen Gesundheit, Wissenschaft, Soziales, Bildung und Wirtschaft. Die Geschäftsstelle ist im Gesundheitsamt verortet. Konferenzsitzungen finden 1–2x pro Jahr statt, abgestimmte Themen und Aufgaben werden in dafür gegründeten Arbeitskreisen umgesetzt. Die KGK im Kreis Tübingen wurde 2012 gegründet.

Aktuelle Projekte der KGK (Beispiele):

  • Bewegungsförderung in der Kita: Bewegungspass
  • Abmilderung der Pandemiefolgen bei Kindern (z.B. Konzept für ein Ferienprogramm zu gesunder Ernährung und Bewegung)
  • Förderung der Resilienz und Gesundheitskompetenz
  • Bestands- und Bedarfsanalyse zur Hebammenversorgung im Landkreis Tübingen

Gesundheitsberichterstattung / Gesundheitsförderung

Gesundheitsberichterstattung liefert „Daten für Taten“ z.B. für die Gesundheitsförderung.

Gesundheitsförderung unterstützt, um Lebensweisen und Lebensbedingungen so zu gestalten, dass ein größtmöglicher Gesundheitsgewinn erzielt werden kann. Im Gegensatz zur Prävention, welche gezielt Krankheiten verhindert, trägt die die Gesundheitsförderung zum Erhalt der Gesundheit bei.

  • Aktuell Aufbau einer Datenbank im Bereich Kindergesundheit, um für regionale Bereiche festzustellen, wo gezielt Maßnahmen sinnvoll sind

Gutachten / Amtsärztliche Untersuchungen im Gesundheitsamt

(im Auftrag von anderen Behörden nach vorhandener Rechtsgrundlage):

  • Unter bestimmten Voraussetzungen Untersuchung von Personen, die eine Prüfung (z. B. Staatsexamen) aus gesundheitlichen Gründen nicht antreten können
  • Untersuchungen im Bereich des gerichtsärztlichen Dienstes (z.B. Betreuungsgutachten, Verhandlungsfähigkeit, Haftfähigkeit)
  • Untersuchungen zur medizinischen Notwendigkeit von Leistungen bei Geflüchteten in Amtshilfe für andere Abteilungen des Landratsamts
  • Untersuchungen zur Notwendigkeit einer Unterbringung in einer psychiatrischen Klinik
  • Untersuchungen im Rahmen des Beamtenrechtes (werden größtenteils in der Zwischenzeit durch gebündelte Gutachtenstellen (für Tübingen: Gesundheitsamt Reutlingen) übernommen
  • Stellungnahme nach Schwerbehindertenrecht (Versorgungsamtsgutachten)
  • Stellungnahme zur Eingliederungshilfe (Bundesteilhabegesetz BTHG), in Amtshilfe

Kinder- und Jugendärztlicher Dienst / Untersuchungen im Vorschulalter / Einschulungsuntersuchungen

Alle Kinder im vorletzten Kindergartenjahr werden durch Mitarbeiterinnen des Gesundheitsamtes untersucht, der Schwerpunkt liegt auf der Sprachentwicklung. Die Einschulungsuntersuchung ist in Baden-Württemberg die einzige flächendeckende strukturierte Erfassung von Impfquoten und Inanspruchnahme der Vorsorgeuntersuchungen!

Zusätzlich arbeitet das Gesundheitsamt mit dem Geschäftsbereich Jugend und Soziales (zum Beispiel bei Beratungen zu Maßnahmen im Rahmen der Eingliederungshilfe), den Kinderärzten, den Kindergärten und Schulen zusammen und ist beratendes Mitglied im Jugendhilfeausschuss (JHA) des Kreistags.

Weitere Aufgaben des Kinder- und Jugendärztlichen Dienstes:

  • Beratende Funktion für die „Frühen Hilfen“ (ärztlich)
  • Medizinische Mitbeurteilung bei Fragen zum Kinderschutz bei Anfragen vom Jugendamt
  • Beurteilungen von Schulfähigkeiten
  • Gutachten zur Zurückstellung vom Schulbesuch, bzw. vorzeitiger Einschulung

Aufgaben in der Zahngesundheitsförderung:

  • Zahnärztliche Untersuchungen in Schulen
  • Programme zur Zahngesundheit in Kindergärten etc. durch die Arbeitsgemeinschaft Zahngesundheit
  • Untersuchungen von Personen nach Beauftragung durch das Sozial- oder Versorgungsamt

Weitere Aufgaben im Gesundheitsamt in Tübingen

  • Aufgaben nach dem Prostituiertenschutzgesetz: Gesundheitliche Beratung
  • Schwangerenberatung und Schwangerschaftskonfliktberatung
  • Aufgaben der Heimaufsicht
  • Heilpraktiker-Prüfungen (allgemein und sektoral)
  • Aufgaben des Kommunalen Suchtbeauftragten               

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