Aus der Geschichte des Landkreises

Dörfer im Landkreis Tübingen

Einige der heutigen Ortschaften wuchsen aus zwei oder mehr ursprünglichen Siedlungskernen zusammen.

Fast alle Dörfer im Gebiet des heutigen Landkreises Tübingen entstanden während der Alamannenzeit. Auf den heutigen Gemeindemarkungen lebten die Menschen allerdings oft noch in mehreren voneinander unabhängigen Gehöftgruppen.

Erst im späteren Früh- und im Hochmittelalter wuchsen beispielsweise Hailfingen, Nehren, Pfrondorf, Remmingsheim, Reusten, Wurmlingen, Mähringen und andere Orte aus zwei oder mehr ursprünglichen Siedlungskernen zusammen.

Das Siedlungsbild, etwa im Fall von Kirchentellinsfurt das auf der Höhe liegende ursprüngliche Dorf Kirchen und die Siedlungszelle Tälisfurt im Echaztal, oder Straßennamen, etwa die Uffhofenstraße in Dußlingen oder die Altenhoferstraße in Bodelshausen, weisen noch deutlich auf diese Ursprünge hin.

Ihrem Siedlungsbild nach lassen sich die meisten Siedlungen zwei Typen zuordnen: Typisch für Haufendörfer sind ihr ungeregelter Grundriss, eine gewundene Hauptstraße sowie winkelige Seitengässchen. In Straßendörfern reihen sich die Häuser entlang einer klaren Achse auf.

Nicht alle Dörfer existieren heute noch, einige fielen wüst. Dafür sind viele Gründe denkbar: Ungünstige Lage, Erschöpfung der Böden, Bevölkerungsrückgang. Wie am Beispiel von Altensickingen und Bodelshausen erforscht wurde, trug hier der Kampf um knappe Weideflächen zum Untergang der Siedlung bei.

Manchmal zog auch die Gründung einer Stadt die Bewohner kleiner, benachbarter Weiler magisch an – so siedelten die Bewohner von Sülchen ins nahe gelegene Rottenburg um. Andere Orte haben lediglich ihren Namen verloren, als sie mit dem Nachbarort zusammenwuchsen. Hauchlingen zum Beispiel ging in Nehren auf.

Kriege, wie etwa der Dreißigjährige, in dem Württemberg drei Viertel seiner Bevölkerung verlor, spielten beim Wüstungsprozess neueren Forschungen zufolge nicht die entscheidende Rolle, die ihnen früher zugesprochen wurde. Besonders viele Wüstungen entstanden im 11./12. Jahrhundert und zwischen dem 13. und 15. Jahrhundert. Was danach an Dörfern übrig blieb, hatte in der Regel bis heute Bestand.

Kleines Fachwerkhaus mit Satteldach auf Steinsockel mit kleinem Vorgarten
"Kathree-Häusle", erbaut 1839 und bis 1951 bewohnt, von der Gemeinde Dettenhausen mit musealer Nutzung erhalten.
Luftaufnahme, Höhenzug, davor eine kleine Gebäudeansammlung mit Kirche, umgeben von Feldern und Wiesen, im Hintergrund ein Dorf und eine Stadt
Ammern, nahe Tübingen im Ammertal am Fuß des Spitzbergs gelegen, war ursprünglich ein kleines Dorf mit Kirche. Die Pfalzgrafen von Tübingen beschenkten im Mittelalter (1171) das neu gegründete Kloster Obermarchtal mit der Kirche und dem Zehnten in Ammern. Das Kloster errichtete ein Hofgut. Am Standort des früheren Dorfs bestehen heute Gutsgebäude mit barocker Kapelle.
Karte mit Eintragung von abgegangenen Orten (Wüstungen)
Lage von abgegangenen Siedlungen

Weitere Informationen