Bundesweiter Tag des Gesundheitsamts am 19. März 2024

Was macht eigentlich das Gesundheitsamt im Landratsamt Tübingen?

Mit dem im Jahr 2019 vom Robert-Koch-Institut ausgerufenen „Tag des Gesundheitsamts“ sollen die kommunalen Gesundheitsbehörden und deren Bedeutung als wichtige Säule der Gesundheitsversorgung in den öffentlichen Fokus gerückt werden. Das Gesundheitsamt Tübingen nimmt diesen Tag zum Anlass, über seine vielfältigen Aufgaben zu informieren.

Viele Menschen assoziieren das Gesundheitsamt vor allem mit Corona. In der Pandemiezeit war das Gesundheitsamt beinahe rund um die Uhr gefragt. Auch an den Wochenenden mussten Fälle und Kontaktpersonen ermittelt und erfasst und Zahlen gemeldet werden. Hinzu kam die Betreuung des Bürgertelefons, über das sich die Menschen beraten lassen konnte, sowie die Beratung und Begleitung von Pflegeeinrichtungen, Schulen und Kindergärten.

Tatsächlich werden nach wie vor Corona-, wie auch Influenza-Fälle ans Gesundheitsamt gemeldet. Aber um welche Themen kümmern sich die insgesamt 57 Mitarbeitenden des Tübinger Gesundheitsamts – darunter 16 Ärztinnen und Ärzte sowie eine Zahnärztin - mit Sitz im Landratsamt in der Wilhelm-Keil-Straße 50 eigentlich?

Dazu erklärt Leiterin Dr. Birgit Walter-Frank: „Die zentralen Aufgaben des Gesundheitsamts sind im Gesetz für den Öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD) geregelt. Hinzu kommen weitere Aufgaben, die sich aus anderen Gesetzen oder Regelungen ergeben, zum Beispiel im Bereich Infektionsschutz oder in der Hygiene. Insgesamt übernimmt das Gesundheitsamt zahlreiche Aufgaben, die für die Öffentlichkeit zwar nicht direkt sichtbar, aber für den Alltag eines jeden einzelnen von großer Bedeutung sind.“

So überwacht und berät das Gesundheitsamt Einrichtungen wie beispielsweise Praxen, Kliniken, Pflegeheime, Kosmetik- und Tattoo-Studios, aber auch Schulen und Kindergärten bezüglich der einzuhaltenden Hygiene, z.B. der Händedesinfektion oder dem Umgang mit Berufs- oder Schutzkleidung, sodass es nicht zu Infektionen kommt, oder sich Infektionskrankheiten möglichst nicht weiterverbreiten.

Kommt es zu lebensmittelbedingten Ausbrüchen von Erkrankungen (wie beispielsweise eine Salmonellenvergiftung durch Speisen in einem Restaurant), arbeitet das Gesundheitsamt eng mit der ebenfalls im Landratsamt ansässigen Abteilung Lebensmittelüberwachung zusammen. Eine weitere spannende Aufgabe des Gesundheitsamts ist die Überwachung von Badegewässern, zu denen im Landkreis Tübingen die Baggerseen in Kirchentellinsfurt und Tübingen-Hirschau zählen. Im Sommer finden sich die Untersuchungsergebnisse aller Baggerseen in Baden-Württemberg im Internet unter dem Schlagwort „Badegewässerkarte BW“. Werden bei einer Überwachung beispielsweise Blaualgen festgestellt, kann das zu einer vorübergehenden Sperrung des Badegewässers führen, denn Blaualgen können zu unangenehmen Hautausschlägen führen. Der Neckar ist aus Gründen des Infektionsschutzes nicht als Badegewässer eingestuft und wird daher auch nicht vom Gesundheitsamt überwacht.

In sehr vielen Angelegenheiten ist das Gesundheitsamt beratend tätig, so beispielsweise in der Schwangerenberatung oder im Bereich sexuell übertragbarer Krankheiten, hier gibt es die Möglichkeit sich nach Beratung auch anonym testen zu lassen.

Eine große und wichtige Aufgabe ist die Durchführung der Einschulungsuntersuchungen im vorletzten Kindergartenjahr. Hier können je nach Ergebnis der Untersuchung noch rechtzeitig vor Schulbeginn die Weichen für eine gezielte Förderung gestellt werden.

Die Daten der Einschulungsuntersuchungen geben wichtige Erkenntnisse für den Gesundheitszustand der vier- bis fünfjährigen Kinder. So wurde beispielsweise seit Corona festgestellt, dass ein Drittel mehr Kinder an Übergewicht leiden, gleichzeitig aber über die Hälfte mehr Kinder Untergewicht haben. Die Zahnärztin des Gesundheitsamtes besucht ausgewählte Schulen und untersucht dort die Zähne der Kinder und gibt den Eltern so wertvolle Tipps für die Mundgesundheit der Kinder.

Das Gesundheitsamt muss auch das schon seit 2020 geltende Masernschutzgesetz überwachen. Alle Kinder müssen einen Schutz gegen die Masernerkrankung nachweisen, wenn sie in den Kindergarten oder die Schule kommen.

Auch viele weitere Projekte laufen unter Federführung des Tübinger Gesundheitsamts im Bereich der Gesundheitsplanung, wie zum Beispiel die Einführung des „Bewegungspasses“ in Kindertagesstätten, Hitze und Sonnenschutzaktionen im Freibad oder als Ideengeber von Kinderferienprogrammen. Hier arbeitet das Gesundheitsamt unter anderem mit der Abteilung Landwirtschaft des Landratsamts Tübingen zusammen, die sich auch um das Thema kindgerechte Ernährung kümmert.

Wer eine Heilpraktikererlaubnis erwerben möchte, muss die entsprechende Prüfung beim Gesundheitsamt absolvieren.

Bei der Kommunalen Gesundheitskonferenz, die federführend vom Gesundheitsamt koordiniert wird, kommen Akteure aus den Bereichen Gesundheit, Wissenschaft, Soziales, Bildung und Wirtschaft einmal jährlich zusammen, um über Schwerpunkte für neue lokale Gesundheitsprojekte zu beraten.

Ganz neu ist die Möglichkeit für junge Medizinstudierende, einen Teil Ihres Praktischen Jahres im Gesundheitsamt zu absolvieren. Das Tübinger Gesundheitsamt ist hier als „Pilot“ unterwegs; dort absolviert derzeit die erste junge angehende Ärztin in Baden-Württemberg diesen Teil, aus dem sie viele wichtige Erkenntnisse für ihre künftige Arbeit mitnehmen kann.

Das ist nur ein kleiner Teil der vielfältigen Aufgaben eines Gesundheitsamtes:

Informationen über das ganze Aufgabenspektrum des Gesundheitsamts Tübingen findet man unter www.kreis-tuebingen.de/gesundheit. Dort findet sich auch der ausführliche Bericht über die Ergebnisse der Einschulungsuntersuchungen und vieles mehr.

Weitere Informationen