Einweihung des Gedenkbuchs vor dem Jüdischen Friedhof in Wankheim
Dienstag, 2. April 2024, 16:30 Uhr vor dem Jüdischen Friedhof in Wankheim-Kusterdingen
Mit einem Gedenkbuch vor dem Jüdischen Friedhof in Kusterdingen-Wankheim gedenken der Landkreis Tübingen und die Gemeinde Kusterdingen künftig 56 Opfern der Shoah mit Bezug zu Tübingen und Wankheim. Dieses Gedenkbuch werden Landrat Joachim Walter und Bürgermeister Jürgen Soltau am Dienstag, 2. April um 16.30 Uhr der Öffentlichkeit übergeben. Bei der Veranstaltung wird der Künstler Jochen Meyder das von ihm entworfene Gedenkbuch aus zwei 2,2 Meter hohen Stahlplatten mit eingelegtem Lesepult vorstellen. Kreisarchivar Prof. Wolfgang Sannwald geht auf die zweijährigen Recherchen zu den Opferbiografien ein, deren Ergebnisse auf Aluminiumseiten in dem Gedenkbuch veröffentlicht sind. Die Texte sind zusätzlich im Internet unter www.tueerinnern.de abrufbar.
Landkreis und Gemeinde knüpfen mit diesem Gedenkbuch an ein Anliegen des Tübinger Shoah-Überlebenden Viktor Marx an, der 1946 auf einem Gedenkstein auf dem Jüdischen Friedhof 14 Namen einmeißeln ließ: "Dies sind die Opfer der Gemeinde Tübingen welche von den Nazi gemordet wurden". Schon die Verfasserin des Buches "Die Tübinger Juden", Lilli Zapf, hatte „noch viel mehr Opfer des Rassenwahns“ gefunden und wollte die Inschrift erweitern. Das Kreisarchiv Tübingen hat in nationalen und internationalen Archiven nach 56 Personen recherchiert, die es in Tübinger Standesamtsunterlagen oder bei Tübinger Meldebehörden ausfindig machen konnte oder die in Gedenkwerken zu Tübingen genannt sind. Eine Ringbuchkonstruktion am Gedenkbuch bietet die Möglichkeit, zusätzliche Seiten einzufügen. Die recherchierten Informationen hat das Kreisarchiv in der Qualität eines historischen Referenzwerkes erstellt. Den Biografien, die jeweils etwa 3000 bis 4000 Zeichen Text umfassen, sind durchschnittlich etwa 20 Anmerkungen beigegeben. Das Kreisarchiv belegt jede Einzelinformation anhand von archivalischen Quellen, um den erinnerungskulturellen Diskurs auf eine möglichst glaubwürdige Grundlage zu stellen. Bei der Qualifizierung von Jugendguides hatte das Kreisarchiv beobachtet, dass Informationen zu Opfern der Shoah in elektronischen und anderen Medien sich teilweise widersprechen, in nicht belegte Kontexte gestellt oder unzureichend nachgewiesen sind. Die Anmerkungstexte stellt das Kreisarchiv über das Internet zur Verfügung, dort werden sie auch laufend gepflegt.
Die künstlerische Form des Gedenkbuches geht auf einen Wettbewerb zurück, den die Jury zur Vergabe des Lilli-Zapf-Preises 2022 ausgeschrieben hat. Die Jury aus Mitgliedern von Jugendvertretungen aus Kommunen im Landkreis Tübingen und einigen der von KulturGUT und Landkreis qualifizierten Jugendguides prämierte am 23. März 2023 den Entwurf Meyders. Meyder lebt und arbeitet in Dottingen bei Münsingen auf der Schwäbischen Alb. Für die Aufstellung erwarb die Gemeinde Kusterdingen ein Wiesengrundstück neben dem Jüdischen Friedhof.
Weitere Informationen
- tueerinnern.de
Das Gedenkbuch online